Burnout – dieser Begriff begegnet uns heute nahezu überall.
Alle Berufsgruppen scheinen davon betroffen zu sein.
Wo zunächst Begeisterung und hohe Ideale in der Arbeit vorherrschten, kann sich irgendwann ein Gefühl der Müdigkeit und emotionalen Erschöpfung breit machen.
Die Seele brennt nicht mehr, eine große innere Leere bestimmt das Leben.
Der Begriff des Burnout wurde zunächst Mitte der 70-er Jahre von dem Psychoanalytiker Herbert Freudenberger eingeführt, der damit die gesundheitlichen Folgen beruflicher Überlastung beschrieb, ohne dass bereits eine Krankheit vorliegt. Heute sieht man im Gesundheitswesen Burnout zunehmend als Krankheit mit Symptomen wie Depressivität, Suizidalität, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen über einen Zeitraum von mehreren Wochen oder Monaten.
Warum nimmt dieses Erscheinungsbild immer mehr zu?
In der modernen Welt mit immer flexibleren Arbeitsbedingungen, der uneingeschränkten Mobilität und ständigen Verfügbarkeit fällt es zunehmend schwer, sich abzugrenzen, eine Ruhepause einzulegen, für sich einen inneren Raum zu finden, in dem man unbehelligt sein kann. Die Umgebung bietet dafür keinerlei Hilfestellung.
Die Arbeits- und Lebensbedingungen haben sich zu schnell verändert, scheinen selbst in gewisser Weise „verrückt“. Auch im Supermarkt macht sich der fehlende Einklang mit dem Rhythmus der Natur bemerkbar: Die frischen Erdbeeren, die ich im Winter essen kann, lassen mich die Verbundenheit mit den Jahreszeiten vergessen.
Alles ist ständig zu haben,
jederzeit verfügbar -so wie auch wir selbst. Dazu kommt, dass keiner da ist, der uns auffängt: Mit dem fehlenden Rhythmus der Natur gehen die ritualisierten Lebensvollzüge verloren.
Es ist kaum mehr Zeit für das regelmäßige Treffen mit Freunden, verwandtschaftliche Zusammenkünfte oder die Mitgliedschaft in einem Verein. Impulse aus einem inneren Rhythmus werden
längst übergangen – das Außen gibt den Takt vor, aber auch die Werte und die Bewertung dessen, was wir tun und wer wir sind.
Was können wir tun? Der Weg, der aus der Leere führt, geht über das Verstehen. Verstehen, warum wir erschöpft sind, was mit unserem inneren Feuer geschehen ist. Woran halten wir uns?
Geht es uns eigentlich wirklich um uns selbst oder um das, was andere über uns denken könnten? Wollen wir „alles recht machen“? Betreiben wir einen viel zu großen Energieaufwand für etwas, das wir innerlich letztlich nicht bejahen können?
Die äußeren Dinge haben nichts mit uns selbst zu tun, deshalb können sie keine Kraftquelle für uns sein.
Ich-fremde Ziele oder gar Zahlen bzw. Statussymbole sind nicht die wirklichen Bedürfnisse, nach denen die Seele verlangt.
Der umgekehrte Weg, heraus aus der Leere, führt ins Innere: Einen eigenen Raum für sich selbst schaffen, das Vertrauen in die eigene Wahrnehmung wiedergewinnen und Sinn und Freude an sich selbst spüren, z.B. in der Natur oder durch Begegnungen mit anderen Menschen. Erst wenn das Eigene seinen Raum hat, ist das Vertrautmachen und die Identifikation mit dem „Fremden“ möglich.
Schon vor sehr langer Zeit, als das Problem des Burnout auch schon ansatzweise vorhanden war, mahnte Bernhard von Clairvaux (1090 –1153), sich nicht im Äußeren zu verlieren und sich einen „Raum der Besinnung zu schaffen“. „Gönne dich dir selbst!“ forderte er einst Papst Eugen III. auf. „Denn was würde es dir nützen, wenn du alle gewinnen, aber als einzigen dich selbst verlieren würdest?“ Das macht deutlich, dass wir es mit einem zutiefst menschlichen Thema zu tun haben.