Eine Beziehung ist ein sensibles System.
Liebe, Umgang miteinander, Lust, Begegnung und partnerschaftlichen Alltag in Balance zu halten ist eine Herausforderung, die viel Aufmerksamkeit für sich selbst und für den Partner braucht.
Stress, Alltagsärger, berufliche Belastung, zuwenig Zeit und Fürsorge für sich und den Partner führen zu seelischen und gesundheitlichen Problemen.
Der partnerschaftliche Umgang endet in einer Sackgasse. Unter negativem Stress reagieren Menschen schneller gereizt, unwirsch, anklagend, fordernd, weniger offen und positiv.
Die Kritik am anderen nimmt zu.
Es folgt innerer Rückzug. So wird die Partnerschaft - oft lange Zeit unbemerkt - eingeschränkter gelebt und erlebt. Es sind oft die „Lapalien“ und „Kleinigkeiten“, die das Maß zum überlaufen bringen. Intimität - tiefe Vertrautheit und Verbundenheit - wird immer seltener, die unbewusste Sehnsucht nach Intimität immer größer. Intimität heißt, sich dem Partner mitteilen können, dem Partner zuhören, ihn verstehen und begreifen.
Statt Offenheit entsteht Vorsicht und Misstrauen. Innere oder auch äußere erfreuliche Gemeinsamkeiten werden seltener. Sexualität wird nicht mehr gelebt und sicher nicht als tiefe Begegnung erlebt. Lust ist empfindlich und leicht zu stören. Die Liebe, die einst die Beziehung durchzogen und eine wunderbare kreative Kraft zwischen den Liebenden freigesetzt hatte, wird verzweifelt gesucht aber nicht mehr gefunden.
Beziehungen sind schwieriger geworden. Früher waren Rollenverteilung, Erwartungen, Aufgaben und Vorstellungen klarer. Heute muss vieles geklärt, individuell entwickelt und einem immer schnelleren Wandel angepasst werden. Viele Beziehungen halten diesen Anforderungen nicht mehr Stand.
Paartherapie setzt sich zum Ziel, den Anderen - im Gemeinsamen wie auch im Trennenden - neu verstehen zu lernen.
Dabei entstehen Gefühle, die Raum und Toleranz und Akzeptanz erhalten. Gefühle zuzulassen, sich selbst mit den Augen des anderen sehen zu können. Das gemeinsame Verstehen zweier unterschiedlicher Lebens- und Beziehungsgeschichten und der damit verbundenen, aktuellen Partnerschaftskonflikte, wird zum Schlüssel für neue Gemeinsamkeit.
In diesem Sinne werden auch in der Sexualtherapie keine „Übungen“ oder „Hausaufgaben“ gegeben, die die Sexualität des Paares wieder zum funktionieren bringen sollen. Oft wird Sexualtherapie als eine Methode zur Wiederherstellung der sexuellen Funktionsfähigkeit missverstanden.
Es geht vielmehr darum, wieder in Beziehung zu sexueller Intimität und Erotik zu kommen Mit großen Respekt für die Offenheit und Grenzen der Partner werden sexuelle Probleme des Einzelnen und des Paares zu besprechen und verstanden. Aus diesem Verstehen der Lebens- wie der Paargeschichte entsteht oft ein neues Miteinander, das die äußeren und
die - meist unbewussten - inneren Blockaden der sexuellen Begegnung bewusst werden lässt und lösen kann.